sozialpolitikblog
Fotografie von Pillendosen, Pflaster, Fieberthermometer und Stethoskop vor einem weißen Hintergrund.
Žiga Podgornik Jakil, 09.10.2025

Die Pflegekrise in der EU bewältigen

Privatisierung, schwindende Tarifbindung, Diskriminierung, Burnout – der Pflegesektor in der gesamten Europäischen Union (EU) steht vor einer Krise. Ein Forschungsprojekt aus verschiedenen Disziplinen hat die Situation von Pflegekräften in sechs europäischen Ländern untersucht und macht ehrgeizige Verbesserungsvorschläge.



Die Pflegekrise hat ihre Ursachen in einem Fachkräftemangel. Dieser verschärft sich  im Pflegebereich noch dadurch, dass die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen aus demografischen Gründen stark ansteigt. Die EU benötigt allein für den Zeitraum von 2018 bis 2030 zusätzlich elf Millionen Beschäftigte im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich, um den steigenden Bedarf in diesen Sektoren zu decken (EU-Kommission (2021) Health and Longterm Care Workforce). Gleichzeitig bestehen schlechte Arbeitsbedingungen fort – nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer patriarchalen Vorstellung der Pflege als unbezahlte oder schlecht bezahlte Frauenarbeit innerhalb der Familie.

Obwohl eine kulturelle Normvorstellung der häuslichen Pflege im Kontext der Familie fortbesteht, sind immer weniger Familienmitglieder bereit oder in der Lage, diese Rolle zu übernehmen. Das trägt zu einer steigenden Nachfrage nach häuslichen Pflegekräften bei, insbesondere von Live-in-Pfleger*innen, die mit ihren Arbeitgeber*innen zusammenleben und ständig zur Verfügung stehen müssen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Migrant*innen, die vorübergehend im Haushalt der Pflegebedürftigen leben, oft in informellen Beschäftigungsverhältnissen. Ihr Zugang zu Arbeitsschutzmaßnahmen ist eingeschränkt und das Risiko, dass sie ausgebeutet und diskriminiert werden, ist erhöht.


Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigte in ihrer Rede zur Lage der Union am 15. September 2021 eine europäische Pflegestrategie an. Sie betonte unter anderem die dringende Notwendigkeit, angemessene Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte sicherzustellen (COM(2022) 440 final). Gewerkschaften und Berufsverbände weisen seit langem darauf hin, dass die Arbeit von Pflegekräften in Krankenhäusern, Langzeitpflegeeinrichtungen und häuslichen Umgebungen durch niedrige Löhne, prekäre Arbeitsbedingungen und eine hohe körperliche und emotionale Belastung gekennzeichnet ist (Eurofound 2023). Diese Bedingungen führen häufig dazu, dass Beschäftigte ihre Arbeit aufgeben und junge Menschen ihre Ausbildung abbrechen, was den Arbeitskräftemangel im Pflegebereich weiter verstärkt (ver.di 2022).

Forschungsbasierte Interventionen für bessere Pflege

Vor diesem Hintergrund untersucht das von der EU-Kommission finanzierte Projekt Care4Care – We Care for Those Who Care die Arbeitsbedingungen sowie Diskriminierung und Ungleichheit aufgrund von Geschlecht und Migration von Pflegekräften in sechs teilnehmenden EU-Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien und Schweden) aus einer multidisziplinären Perspektive, die arbeitsrechtliche Studien, Sozialpsychologie, Soziologie und Anthropologie umfasst. Zusammen mit zehn Projektpartner*innen aus diesen Ländern richtet es sich an ein breites Spektrum von Interessengruppen auf nationaler und EU-Ebene, darunter Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Familienverbände, Gleichstellungsstellen, Regulierungsinstitutionen, politische Entscheidungsträger*innen und Pflegekräfte selbst.


Das Projekt umfasst eine sozio-rechtliche Analyse und eine sozio-psychologische Untersuchung der Erfahrungen, die Pflegekräften in den einzelnen Ländern im Arbeitsalltag machen. Diese Analysen konzentrieren sich auf bezahlte Pflegekräfte, die Gesundheits- und persönliche Pflege leisten, sei es in Einrichtungen oder in häuslicher Umgebung.


Ziel des Projekts ist es, die Arbeitsplatzqualität zu verbessern und Diskriminierung im Pflegebereich durch forschungsbasierte politische Empfehlungen und praktische Instrumente zu bekämpfen. Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse werden Interventionsstrategien auf Ebene der Mitgliedstaaten und der europäischen Institutionen entwickelt.

Pflege im internationalen Vergleich: Privatisierung, schwindende Tarifbindung, Diskriminierung, Burnout

Obwohl die vergleichende Dimension aufgrund erheblicher institutioneller Unterschiede zwischen den Ländern herausfordernd ist, wurden im Projekt gemeinsame Trends identifiziert. Sie spiegeln strukturelle Probleme   künftige Herausforderungen, denen sich der Pflegesektor in ganz Europa gegenübersieht, wider.


Zu diesen Herausforderungen zählt insbesondere der Trend zur Privatisierung von Langzeitpflegediensten sowie eine zunehmende Abhängigkeit von häuslicher Pflege in allen Ländern (Care4Care Consortium 2024a). Italien zeigt den stärksten Trend zur Auslagerung und Kommerzialisierung, während in Deutschland, Frankreich, Polen und Spanien heute ein Mix aus öffentlichen, privaten und hybriden (z. B. Wohlfahrtsverbände in Deutschland) Akteuren dominiert. Schweden verfügt ein überwiegend öffentliches System, doch selbst dort weiten private Anbieter ihr Angebot aus.


Immer mehr Menschen werden durch Pflegekräfte zuhause versorgt, häufig von Live-in-Pflegekräften. Damit einher geht ein erhöhtes Risiko für Ausbeutung und informelle Arbeitsverhältnisse. Viele dieser Kräfte haben keinen Tarifvertrag. Das führt zu niedrigen Löhnen, eingeschränktem Sozialschutz, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, Belästigung und übermäßigen Arbeitszeiten. Um dem entgegenzuwirken, sichern Arbeitsgerichte in Ländern wie Deutschland mittlerweile eine Vergütung für Vollzeitarbeit und Rufbereitschaft zumindest in Höhe des gesetzlichen Mindestlohns; in Schweden regelt ein spezielles Gesetz die häusliche Pflegearbeit mit Vorgaben zu Arbeitszeiten, Überstunden und begrenztem Beschäftigungsschutz für direkt bei den Pflegeempfängerinnen beschäftigte Arbeitnehmer*innen. Doch häufig werden solche Ansprüche nicht durchgesetzt: Juristische Verfahren sind teuer und Pflegekräfte fürchten um ihren Arbeitsplatz.


Auch in puncto Diskriminierung konnten Trends festgestellt werden: Ein Discrimination Mapping (Care4Care Consortium 2024b) hat  sowohl direkte als auch indirekte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und des Status als Migrant*in. Während Frauen etwa 80 Prozent der Pflegekräfte in den sechs Staaten ausmachen, zeigen die Daten anhaltende geschlechtsspezifische Lohnunterschiede zugunsten der männlicher Pflegekräfte trotz gleicher Qualifikationen. Gleichzeitig sind Migrant*innen am stärksten im häuslichen Pflegebereich konzentriert – insbesondere in Form von Live-in-Vereinbarungen. In Deutschland sind die meisten Live-in-Pflegekräfte Migrant*innen, wobei etwa 50 Prozent aus Polen und die andere Hälfte hauptsächlich aus süd- und osteuropäischen Ländern außerhalb der EU stammen.


Obwohl in allen sechs untersuchten Ländern ein ausgebautes Antidiskriminierungsrecht besteht, gelangen nur wenige Beschwerden vor Gleichstellungsstellen oder Gerichte. Dadurch bleibt ein Großteil der Diskriminierung unsichtbar und unzureichend dokumentiert: In Frankreich ist systemische Diskriminierung belegt, in Deutschland verweisen mehrere Organisationen auf rechtliche Herausforderungen, während in Polen, Schweden und Spanien kaum sektorspezifische Berichterstattung vorliegt (Care4Care Consortium 2024b).


Die Erfahrungen der Pflegekräfte zeigen, dass solche strukturellen Bedingungen in allen teilnehmenden Ländern zu überdurchschnittlich hohen Burnout-Raten geführt haben, hervorgerufen durch körperliche, emotionale und mentale Erschöpfung bei Hausangestellten und Pflegekräften mit sowohl minimaler als auch vollständiger Ausbildung (Care4Care Consortium, im Erscheinen). Besonders Live-in-Pflegekräfte leiden häufig unter psychischer Isolation. Infolgedessen ist der Konflikt zwischen Arbeit und Privatleben bei Pflegekräften sehr groß.

Ein Positionspapier für bessere Arbeitsbedingungen

Im April dieses Jahres veröffentlichte das Projekt das CARE4CARE Policy Paper (Care4Care Consortium 2025). Dieses Papier wurde gemeinsam mit den Projektpartnern erarbeitet und eingehend mit Interessengruppen auf nationaler und europäischer Ebene diskutiert. Auf der Grundlage der oben skizzierten sozialrechtlichen und sozialpsychologischen Befunde machen wir Vorschläge für sechs zentralen Politikfelder:

1. Arbeitsqualität und Unterbewertung:
Es braucht strategische Verbesserungen des beruflichen Umfelds: Dazu gehören eine Förderung der beruflichen Entwicklung, die Modernisierung der Ausrüstung und der Arbeitsbedingungen sowie höhere Löhne, um der systemischen Unterbewertung der Pflegearbeit entgegenzuwirken, und Stärkung der Mitsprache und kollektiven Vertretung der Arbeitnehmer*innen.

2. Gesundheits- und Sicherheitsrisiken: Angesichts der Risiken der Pflegearbeit muss die Arbeitszeit verkürzt werden und Abschaltzeiten eingeführt werden. Es ist zudem wesentlich, Instrumente zu entwickeln, die eine ausreichende Personalbesetzung gewährleisten. Ebenso muss die Prävention von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz gesichert werden. Auf EU-Ebene fordern wir eine neue Richtlinie zu psychosozialen Risiken, die Stärkung der Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie – Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (89/391/EEC) und die Durchsetzung der Arbeitszeitrichtlinie (2003/88/EC), um übermäßige Arbeitszeiten einzudämmen.

3. Live-in-Arbeit: Um die Prekarität der Live-in-Pflege anzugehen, fordern wir alle Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, das Übereinkommen 189 der International Labour Organization (ILO) für menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte zu ratifizieren und umzusetzen. Es müssen Wege zur formellen Beschäftigung geschaffen werden. Dazu gehören Anreize für die Beschäftigung über Agenturen gegenüber direkten Verträgen mit Familienangehörigen und die Anerkennung privater Haushalte als Arbeitsstätten. Außerdem fordern wir eine stärkere Rolle der Europäischen Arbeitsbehörde (ELA), die Einführung einer Beschäftigungsvermutung und die vollständige Einbeziehung der Live-in-Pflege in die Richtlinie 89/391/EWG und die Richtlinie (EU) 2019/1152 über transparente und vorhersehbare Arbeitsbedingungen.

4. Migration als Querschnittsthema: Angesichts der wachsenden Zahl von Pflegekräften mit Migrationsgeschichte im Pflegebereich muss es legale Migrationswege, auch für Familienangehörige und Asylsuchende, geben, sowie Unterstützung bei der Aufnahme, Anerkennung und Integration, die Überwachung der Arbeitsbedingungen während des Genehmigungsverfahrens und die Entkopplung von Aufenthaltsgenehmigungen von einzelnen Arbeitgeber*innen. Auf EU-Ebene fordern wir die Einführung spezifischer Nichtdiskriminierungsbestimmungen für Wanderarbeitnehmer*innen bei der Umsetzung von Artikel 1 Absatz 1 Buchstabe b der überarbeiteten Richtlinie (EU) 2024/1233 über die kombinierte Erlaubnis und fordert alle Mitgliedstaaten auf, das Übereinkommen der Vereinten Nationen über Wanderarbeitnehmer*innen zu ratifizieren.

5. Bekämpfung geschlechtsspezifischer Diskriminierung: Alle Formen von Gewalt und Belästigung müssen bekämpft werden. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Einklang mit der EU-Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ((EU) 2019/1158) muss ermöglicht werden. Darüber hinaus schlagen wir verbindliche Gleichstellungspläne für Arbeitgeber bei der Umsetzung der Entgelttransparenzrichtlinie (EU) 2023/970 vor.

6. Finanzierung, Steuerung und Verwaltung: Um die chronische Unterfinanzierung von Pflegedienstleistungen zu bekämpfen, schlagen wir Mindestfinanzierungsanforderungen vor, die an Sozialklauseln und Tarifverträge geknüpft sind, um faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Außerdem fordern wir die Integration von Mindeststandards für Verträge und Arbeitsbedingungen in die Pflegesysteme, die von öffentlichen, privaten und hybriden Akteuren betrieben werden. Darüber hinaus schlägen wir die Entwicklung von EU-unterstützten Qualitätssicherungssystemen in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und der Europäischen Arbeitsbehördevor.

Umsteuern notwendig

Auf der Basis unserer Forschung kommen wir zu ehrgeizigen Vorschlägen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften. Aber die EU-Institutionen und Sozialpartner müssen ernsthaft umsteuern, wenn sinnvolle Verbesserungen der Arbeitsstandards im Pflegebereich erreicht und die benötigten Arbeitskräfte eingestellt und gehalten werden sollen. Unterstützend dabei können zwei weitere Meilensteine unseres Projekt wirken: ein Trainingsprogramm für Vertreter*innen von Pflegekräften und eine interaktive Plattform, die Pflegekräften leicht zugängliche Informationen über ihre Rechte bieten soll.



Am 17. Oktober organisieren die organisieren die Projekte Care4Care: We Care for those who Care und DEVCOBA (DEVeloping COllective BArgaining in the Care Sector) in Kooperation mit dem DIFIS den Workshop „Altenpflege und Kinderbetreuung – Strategien gegen Personalmangel und prekäre Arbeitsbedingungen“.

 

Literatur

Care4Care Consortium (2024a): Comparative and National Reports on Care Workers Job Quality and Inclusive Working Conditions. Care4Care Deliverable No. D2.3.


Care4Care Consortium (2024b): Comparative Care Workers’ Discrimination Map Report. Care4Care Deliverable No. D 3.3.


Care4Care Consortium (2025): Policy proposals to Improve Working Conditions for Care Workers (Care4Care Policy Paper). Care4Care Deliverable No. D5.3.


Care4Care Consortium (Im Erscheinen): A country-based descriptive report of care workers well-being for each country of the project’ Care4Care Deliverable No. D4.3.


Eurofound (2023): Measures to tackle labour shortages: Lessons for future policy.’ (Publications Office of the European Union Luxembourg 2023).


European Commission (2022): Communication on the European Care Strategy. COM(2022) 440 final (European Commission, September 7, 2022).


Grubanov Boskovic S., Ghio D., Goujon A., Kalantaryan S., Belmonte M., Scipioni M., Conte A., Gómez-González E., Gómez E., Tolan S., Martínez-Plumed F., Pesole A., Fernández-           Macías E., und Hernández-Orallo J. (2021): Health and long-term care workforce: Demographic challenges and the potential contribution of migration and digital technology, EUR 30593 EN, Publications Office of the European Union, Luxembourg.         Doi: 10.2760/33427, JRC121698.


ver.di. (2022):  Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021. (ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft, 1 Oktober 2022).

 


Žiga Podgornik Jakil 2025, Die Pflegekrise in der EU bewältigen, in: sozialpolitikblog, 09.10.2025, https://www.difis.org/blog/?blog=179

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