sozialpolitikblog
Ein Schrottplatz aus der Vogelperspektive
Ayodeji Stephen Akinnimi, 02.02.2024

Ohne Bleibeperspektive: Asylbewerber*innen aus Nigeria und Ghana suchen ihren Weg auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Der Zugang von Migrant*innen zum Arbeitsmarkt wird durch ihren rechtlichen Status bestimmt. Wer keine Bleibeperspektive hat, ist auf den informellen Arbeitsmarkt angewiesen. Ohne soziale Absicherung, aber als Teil der globalen Erwerbsbevölkerung. Ethnographische Feldforschung verdeutlicht, dass es an der Zeit ist, diese Realität anzuerkennen.



Im Jahr 2015 hat die Bundesregierung die bis dato bestehenden Beschränkungen für den Zugang von Asylbewerber*innen zum deutschen Arbeitsmarkt gelockert, indem sie die Wartefrist von 15 auf drei Monate verkürzt und die Integrationsförderung verbessert hat. Arbeitsmarktforscher*innen erwarten, dass insbesondere Zeitarbeit ein Sprungbrett in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis für Geflüchtete sein wird, da sie dort die deutsche Sprache lernen und sich besser in ihr Arbeitsumfeld integrieren.


Doch welche Arbeitsplätze finden Asylbewerber*innen tatsächlich? Repräsentative Erhebungen und amtliche Statistiken zur Beschäftigungssituation von Geflüchteten sind in der Regel unvollständig. In der deutschen Arbeitsmarktstatistik werden Asylbewerber*innen und Geflüchtete – als Untergruppe der über die Staatsangehörigkeit definierten Migrant*innen – nicht als eigene Gruppe ausgewiesen. Der Kenntnisstand beruht daher auf Befragungen. Vorliegende Forschungsbefunde zeigen, dass Migrant*innen aus von Krieg und Wirtschaftskrisen betroffenen Ländern eher in Sektoren mit geringeren Qualifikationsanforderungen beschäftigt sind (Brücker et al., 2015, S. 9-10). Andere Studien weisen darauf hin, dass Asylbewerber*innen und Geflüchtete häufig im informellen Sektor oder in nicht angemeldeten Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind (Martín et al., 2016).


Nach der Definition des Europäischen Statistikamtes umfasst die Schattenwirtschaft informelle Beschäftigungsverhältnisse ohne sichere Arbeitsverträge, Arbeitgeberleistungen oder Sozialversicherungsschutz sowohl innerhalb als auch außerhalb informeller Unternehmen (Eurostat 2019). Erstere umfasst Arbeitgeber*innen, Arbeitnehmer*innen, Selbständige und unbezahlt mithelfende Familienangehörige in informellen Unternehmen- Die zweite Gruppe sind Hausangestellte, Gelegenheits- oder Tagelöhner*innen, Zeit- oder Teilzeitbeschäftigte, gewerbliche Heimarbeiter*innen und nicht registrierte oder nicht angemeldete Arbeitnehmer*innen.


Der Frage nach der Rolle von Geflüchteten in der formellen und informellen Erwerbsbevölkerung und nach ihren Beschäftigungsmöglichkeiten bin ich mit Methoden der ethnographischen Forschung nachgegangen.  Dabei habe ich beobachtet, welche Arten von Stellen Asylbewerber*innen aus Nigeria und Ghana angenommen haben, ob sie in diesen Jobs verlieben sind und, wenn ja, unter welchen Umständen. Das Ausmaß der informellen Beschäftigung von Geflüchteten in Deutschland lässt sich zwar nicht zuverlässig abschätzen, ist aber ein beobachtbares Phänomen, das Fragen nach der Bedeutung der Arbeit von Geflüchteten auf dem informellen Arbeitsmarkt aufwirft. Mit dem ethnographischen Ansatz habe ich die informelle Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt beobachtet, die durch statistische Quellen und Erhebungen nicht erfasst wird.

Einwanderungskontrollen kollidieren und interagieren mit arbeitsrechtlichen Bestimmungen

Der Zugang zu sozialen Rechten und zur Teilhabe am Arbeitsmarkt hängt vom jeweiligen Rechtsstatus der Asylbewerber*innen ab, ob sie zum Beispiel als Flüchtlinge anerkannt sind, einen subsidiären Schutzstatus haben oder als Asylbewerber*innen oder Geduldete registriert sind. In Deutschland unterliegen Asylbewerber*innen und Geflüchtete, die über die Resettlement-Programme des Bundes oder die humanitären Aufnahmeprogramme der Länder eingereist sind, keinen Beschränkungen auf dem Arbeitsmarkt. Ihnen wird auch der Zugang zu Integrationsworkshops und Qualifizierungsmaßnahmen der Jobcenter angeboten.

Andererseits werden Asylbewerber*innen, deren Anträge abgelehnt oder zurückgezogen werden, aus dem formalen Beschäftigungssystem ausgeschlossen und zur freiwilligen oder zwangsweisen Ausreise aus Deutschland verpflichtet. Bei letzterem handelt es sich um Abschiebung. Infolgedessen sind einzelne Asylbewerber*innen, die sich für den Verbleib in Deutschland entscheiden, gezwungen, ihren Aufenthaltsort zu verheimlichen und können nur einer unregulierten Beschäftigung nachgehen.

In mehreren Studien wird auf die große Vielfalt „flexibler Arbeitsmarktpraktiken“ hingewiesen, die unter den Begriff informelle Beschäftigung fallen, einschließlich der Vergabe von Unteraufträgen, Schwarzarbeit und der Ausbreitung von befristeten-, Saison- und Teilzeitarbeitsregimen (King und Zontini, 2000, S. 41). In meiner Studie habe ich versucht zu klären, welche konkreten Möglichkeiten diesen Asylbewerber*innen auf dem informellen Arbeitsmarkt in Deutschland verbleiben.

Welche Arbeitsplätze gibt es für Asylbewerber*innen „ohne Bleibeperspektive“?

Ich führte ethnografische Studien an drei Hauptstandorten in Westdeutschland auf Tagelöhnermärkten und Schrottplätzen (informell) und bei einem von einer Zeitarbeitsfirma vermittelten Arbeitsplatz (formell) durch.


Auf dem Tagelöhnermarkt werden Asylbewerber*innen zum Beladen von Exportcontainern nach Westafrika angeworben. Sie finden diese Jobs oft über soziale Kontakte, zum Beispiel Bekannte aus demselben Herkunftsland, die selbst ehemalige Asylbewerber*innen sind oder aus der gleichen Asylkohorte stammen. Bei der Arbeit auf dem Schrottplatz geht es um die Demontage von Autos und Autoteilen. Die Leiharbeitsfirma wiederum vermittelt vor allem Stellen in einem Logistikunternehmen.


Die beobachteten Containerexport- und Schrottplatzunternehmen werden überwiegend von Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund betrieben. Dies könnte erklären, warum sie bereit sind, nigerianischen und ghanaischen Asylbewerber*innen, deren Asylantrag abgelehnt und deren Arbeitserlaubnis widerrufen wurde, eine Beschäftigung anzubieten. Diese migrantische Unternehmer*innen rekrutieren informelle Arbeitskräfte auch über ihre eigenen sozialen Beziehungen zum Beispiel über Freund*innen aus dem gleichen Land oder andere migrantische Unternehmer*innen. In den meisten Fällen werden die Arbeitsplätze jedoch nur mündlich und ohne schriftlichen Vertrag vergeben.                 


Soziale Bindungen erweisen sich daher als wesentliche Ressource für Asylbewerber*innen ohne Bleibeperspektive und als Schlüssel zur Arbeitsplatzsuche im deutschen informellen Sektor. Diese sozialen Verbindungen dienen oft als schnelle und effiziente Ressource für die Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem informellen Arbeitsmarkt. So kam es immer wieder vor, dass Asylbewerber*innen, die bereits informell als Tagelöhner*innen oder auf den Schrottplätzen tätig waren, in Absprache mit migrantischen Arbeitgeber*innen Arbeit an Neuankömmlinge oder an ihre Bekannten vermittelten.


Während der Feldforschung konnte ich auch feststellen, dass westafrikanische migrantische Unternehmer*innen nigerianischen Asylbewerber*innen gegenüber positiv eingestellt sind. Diese Unternehmer*innen rekrutieren nigerianische Asylbewerber*innen häufig für Arbeiten auf dem Tagelöhnermarkt und auf dem Schrottplatz, insbesondere im Vergleich zu anderen Bewerber*innen (zum Beispiel aus Ghana und Gambia). Einige meiner nigerianischen Interviewpartner*innen gaben sogar an, dass ein guter Ruf Teil ihrer Strategie sei, um soziale Kontakte zu knüpfen, die wiederum nützlich sind, um Arbeit auf dem lokalen informellen Arbeitsmarkt zu finden.


Da es zwischen den informellen Arbeitgeber*innen und den arbeitenden Asylbewerber*innen weder eine Vereinbarung über die Sozialversicherung noch über die Krankenversicherung gibt oder geben kann, sind die Arbeitnehmenden vor allem daran interessiert, trotz ihres negativen Asylbescheids nicht untätig zu sein. Für sie ist die informelle Beschäftigung die einzige Möglichkeit, sich berufliches Wissen und Fertigkeiten anzueignen, etwa wie man einen Gabelstapler fährt oder wie man seine Arbeitszeit organisiert. Dadurch können sie ihre Erwerbsbiographie zum Positiven wenden und hoffen, ihren Aufenthaltsstatus und Lebensumstände zu verbessern.

Die Asylbewerber und Unternehmer, die an dieser Untersuchung teilnahmen, waren männlich. Aber die Rolle ihrer (weiblichen) Partner war auch ein Thema in unseren Gesprächen. Vor allem, weil sie eine wichtige Rolle dabei spielten, die Situation ihres Partners in Bezug auf das Bleiberecht und die Unterstützung des Unternehmertums zu ändern.

Politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Arbeitsplatzunsicherheit und Informalität

In Deutschland wirken Zuwanderungsgesetze, administrative Hürden und arbeitsrechtliche Bestimmungen so zusammen, dass Asylbewerber*innen vorübergehend oder längerfristig in informelle Beschäftigungsverhältnisse gedrängt werden können. Dieses Phänomen zeigt sich bei Nigerianer*innen und Ghanaer*innen, die nach einer Änderung ihres Asylstatus aus der formellen Beschäftigung (z.B. Leiharbeit) in die informelle Beschäftigung (Tagelöhner- und Schrottplatzarbeit) abdriften.


Asylbewerber*innen und Geflüchtete können jedoch nicht einfach als bloße „Arbeitseinheiten“ (Anderson, 2000; Kilkey und Merla, 2014) ohne Autonomie und soziale Bindungen betrachtet werden, die von sich aus entscheiden, ihre Arbeitskraft auf dem Markt zu verkaufen (Anderson, 2000). Die Realität von Asylbewerber*innen „ohne Bleibeperspektive“ als Teil des informellen Marktes erfordert einerseits die Anerkennung ihrer konkreten Bedürfnisse, Hemmnisse und Strategien trotz ihres informellen Beschäftigungsstatus und andererseits ihrer Rolle in dynamischen sozialen und wirtschaftlichen Prozessen (Castles und Miller, 2009).


Asylbewerber*innen sind Mitglieder der globalen Erwerbsbevölkerung wie alle anderen Arbeitnehmer*innen, die auch mit den Auswirkungen informeller, prekärer und flexibler Arbeit konfrontiert sind. Um ihren langfristigen Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, bedarf es einer angemessenen sozialen Absicherung und maßgeschneiderter Maßnahmen zur beruflichen Integration. Zu diesen Maßnahmen gehören die Unterstützung von Arbeitgeber*innen bei der Ausbildung und Beschäftigung dieser Asylbewerber*innen und die Entwicklung von Wegen zu abgesicherten Arbeitsplätzen für diejenigen ohne die Einstufung „mit Bleibeperspektive“.


Eine längerfristige Perspektive ist für diese gering qualifizierten Asylbewerber*innen erforderlich, um durch eine Kombination von Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen Beschäftigungsfähigkeit zu erreichen. Dort, wo Arbeitsplätze zahlreich vorhanden sind, werden sich die Asylbewerber*innen leichter und schneller integrieren. Sowohl die befragten migrantischen Unternehmer*innen als auch die befragten Asylbewerber*innen gaben an, dass sie diese informelle Situation nicht absichtlich herbeigeführt haben. Sie organisieren selbst und ohne staatliche Hilfe informelle Schulungen und Unterstützung. Migrantische Unternehmer*innen haben ihre Schrottplätze und Exportgeschäfte ordnungsgemäß registriert und tragen zur lokalen Wirtschaftsentwicklung bei. Sie sind ihrerseits bereit, Asylbewerber*innen „ohne Bleibeperspektive“ formell zu beschäftigen und ihnen zu helfen, ihren Status in „mit Bleibeperspektive“ zu verwandeln, wenn der Staat und seine Vorschriften ihnen dies erlauben würde.


Dieser Text erscheint in englischer Sprache auch auf socialpolicyworldwide.org


Literatur

Anderson, B. (2000). Doing the dirty work? : The global politics of domestic labour. Zed Books; Distributed in the USA by St Martin’s Press London, New York; WorldCat.


Brücker, H., Hauptmann, A., & Vallizadeh, E. (2015). Flüchtlinge und andere Migranten am deutschen Arbeitsmarkt: Der Stand im September 2015 (Aktuelle Berichte 14/2015). Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). https://www.econstor.eu/handle/10419/161703


Castles, S., & Miller, M. J. (1993). The Age of Migration: International Population Movements in the Modern World. Palgrave Macmillan. https://books.google.de/books?id=4LnfngEACAAJ     


Castles, S., & Miller, M. J. (2009). The Age of Migration: International Population Movements in the Modern World. Palgrave Macmillan. https://books.google.de/books?id=4LnfngEACAAJ


Eurostat (2019). Statistics explained: Building the system of national  accounts- informal sector. https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Building_the_System_of_National_Accounts_-_informal_sector


Federal Ministry of Labor and Social Affairs. (2021). Refugees and Asylum seekers: Information on labor market access and social rights in Germany. https://www.bmas.de/EN/Europe-and-the-World/Europe/Migration-from-third-countries/refugees-and-asylum.html 


Kilkey, M., & Merla, L. (2014). Situating transnational families’ care- giving arrangements: The role of institutional contexts. Global Networks, 14(2), 210–229. https://doi.org/10.1111/glob.12034


King, R. (2000). Southern Europe in the Changing Global Map of Migration. In R. King, G. Lazaridis, & C. Tsardanidis (Eds.), Eldorado or Fortress? Migration in Southern Europe(pp. 3–26). Palgrave Macmillan UK.          https://doi.org/10.1057/9780333982525_1


Martín, I., Arcarons, A. F., Aumüller, J., Bevelander, P., Emilsson, H.,   Kalantaryan, S., Maciver, A., Mara, I., Scalettaris, G., Venturini,  A., Vidovic, H., Welle, I. van der, Windisch, M., Wolffberg, R., & Zorlu, A. (2016). From refugees to workers: Mapping labour market integration support measures for asylum-seekers and refugees in EU member states. Volume I : Comparative analysis and policy findings. https://api.semanticscholar.org/CorpusID:54517596 


Ayodeji Stephen Akinnimi 2024, Ohne Bleibeperspektive: Asylbewerber*innen aus Nigeria und Ghana suchen ihren Weg auf dem deutschen Arbeitsmarkt, in: sozialpolitikblog, 02.02.2024, https://difis.org/blog/?blog=99

Zurück zur Übersicht

Weitere Beiträge zum Thema

Person mit roter Einkaufstasche, von hinten fotografiert, Schatten von Laternen und der Person auf Betonboden sichtbar
Irene Becker, 24.04.2024
Bürgergeld: Hohe Kaufkraftverluste durch Inflation
Die Höhe der Regelbedarfe ist immer wieder Anlass für politischen Streit. Angesichts sinkender Inflation wird diskutiert, ob die letzte Anhebung der Regelbedarfe angemessen war. Eine aktuelle Berechnung gibt nun einen Überblick über die Entwicklung der Regelbedarfsfortschreibungen und die Preisentwicklung der letzten Jahre im Vergleich – und kommt zu eindeutigen Ergebnissen.
weiterlesen
Schild auf einer Demo mit der Aufschrift "Nie wieder ist jetzt"
sozialpolitikblog-Gespräch. 11.04.2024
Soziale Desintegration: Nährboden für Rechtsextremismus
Die Enthüllungen von Correctiv verdeutlichten die tiefsitzenden Wurzeln rechter Ideologien in der deutschen Gesellschaft. Doch während die Gegendemonstrationen ein Zeichen der Hoffnung setzen, bleibt die Frage nach den sozialpolitischen Ursachen für rechtsextreme Einstellungen zentral. Über die komplexen Zusammenhänge zwischen Anerkennungsverlust, Arbeitswelt und dem Aufstieg des Rechtsextremismus spricht Bettina Kohlrausch, Direktorin des WSI, im Interview.
weiterlesen
Metallenes  Vorhängeschloss an einer Kette zum Verschluss einer mintgrünen Holztür
Christoph Gille, Anne van Rießen, 21.03.2024
Zugang verweigert
Die Krise am Wohnungsmarkt trifft diejenigen am meisten, die von ihr am stärksten betroffen sind: Wohnungslose Menschen. Welche Diskriminierungen sie bei der Suche nach einer Wohnung erleben, zeigt eine neue Studie.
weiterlesen
Bunte Spiel-Bauklötze in den Farben rot, orange, grün, rosa, hellblau und gelb. Darauf stehen jeweils Zahlen.
Julia Jirmann, 29.02.2024
Das Ringen um Kinderfreibetrag und Kindergeld
Finanzminister Christian Lindner plant noch in diesem Jahr, die Kinderfreibeträge zu erhöhen, ohne dabei das Kindergeld erneut anzupassen. Damit würden einseitig Eltern mit höheren Einkommen entlastet. Das steht jedoch Vereinbarungen des Koalitionsvertrags entgegen. Verfassungsrechtlich wäre auch eine andere Lösung möglich, die wird aber noch zu wenig diskutiert.
weiterlesen
Beine zweier Personen, eine erwachsen, eine im Kindesalter, mit Gummistiefeln bekleidet in einer Pfütze springend.
Christian Gräfe, 22.02.2024
Familienleben im Grundsicherungsbezug
Familien, die mit dem Existenzminimum leben, begegnen im Alltag vielen Zwängen und erleben kritische Lebensphasen. Eine qualitative Studie beleuchtet die Lebenswelten von Familien in der Mindestsicherung und deren Strategien, Armutslagen zu verarbeiten. Fachkräfte in Jobcentern beeinflussen die Lebenssituation von Familien und müssen sich auf die Lebensumstände der Familien einstellen.
weiterlesen
Ein Stacheldraht in Nahaufnahme vor dem Sonnenuntergang.
sozialpolitikblog-Gespräch, 15.02.2024
„Wir müssen Begriffe der Migration dekonstruieren“
Ein neuer Sonderforschungsbereich (SFB) zur Migrationsforschung entsteht an der Universität Osnabrück. Es ist der erste in Deutschland, der sich mit Migration im engeren Sinne beschäftigt, sagt Prof. Aladin El-Mafaalani, der eins der Teilprojekte leitet. Im Interview spricht er über die Themen des SFB, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Verhältnis zur Sozialpolitikforschung.
weiterlesen
Straßenübergang in einer Stadt, auf der sich eine Vielzahl von Personen befindet. Die Personen, da in Bewegung, sind verschwommen.
Kai-Uwe Hellmann, Sebastian Nessel, 25.01.2024
Verbraucherpolitik als Sozialpolitik?
Stark gestiegene Preise für Energie, Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs machen es deutlich: Verbraucher- und Sozialpolitik liegen eng beieinander. Ein Appell für eine stärkere Verschränkung beider Perspektiven in der Politik und in der Forschung.
weiterlesen
Buchcover von "Sozialrecht nach 1945" von Eberhard Eichenhofer
Tim Deeken, Jannis Hergesell, 18.01.2024
Wider die These vom Niedergang des Sozialstaats
Mit „Deutsches Sozialrecht nach 1945“ legt Eberhard Eichenhofer einen Rückblick auf die Geschichte des deutschen Sozialrechts vor, die interdisziplinär anschlussfähig ist. Zudem er wirft einen Blick nach vorn: Wie bleibt der Sozialstaat angesichts der Notwendigkeit einer Transformation reformfähig? Jannis Hergesell und Tim Deeken vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) haben das Buch gelesen und rezensiert.
weiterlesen
Foto aneinander gelegter Gürtel deren Schnallen nach unten zeigen; die Gürtel haben verschiedene Farben.
sozialpolitikblog-Gespräch 14.12.2023
„Wir müssen das gesellschaftliche Existenzminimum verteidigen“
Die geplante Erhöhung des Bürgergelds für 2024 kommt, darauf haben sich die Spitzen der Koalition geeinigt. Doch der Regelsatz liegt schon heute unter der existenzsichernden Grenze, sagt Prof. Anne Lenze von der Hochschule Darmstadt. Das habe nicht nur für Bürgergeldbezieher*innen Folgen, sondern für alle.
weiterlesen
Mehrere leicht geöffnete Bücher in der Draufsicht fotografiert.
Wolfgang Schroeder, 16.11.2023
Weiter so für die Weiterbildung?
Der Bundestag hat ein Gesetz für die Reform der Weiterbildung beschlossen. Was sich dadurch für Betriebe und Beschäftigte verändert, was Interessenverbände an dem Gesetz kritisieren und ob die Reform Weiterbildung nachhaltig stärkt, diskutiert Prof. Dr. Wolfgang Schroeder von der Universität Kassel.
weiterlesen
Menschen stehen in einer Warteschlange.
Hannes Schammann, Sybille Münch, Thorsten Schlee, 02.11.2023
Funktionierende Ausländerbehörden für die Einwanderungsgesellschaft
Die Zahl der in Deutsch­land lebenden Ausländer*innen hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Doch nicht allein die steigenden Einwanderungs­zahlen fordern die Ausländer­behörden zunehmend. Warum die Behörden über­lastet sind und wie sich das ändern lässt, analysieren die Autor*innen einer neuen Studie.
weiterlesen
Zwei Hände umfassen sorgend die Hand einer anderen Person.
sozialpolitikblog-Gespräch 12.10.2023
„Die Lebenswirklichkeit pflegender Angehöriger ernst nehmen“
Wer Familienmitglieder oder Freund*innen pflegt, trägt hohe finanzielle und berufliche Kosten, sagt Dr. Ulrike Ehrlich vom Deutschen Zentrum für Alters­fragen. Im Interview mit sozialpolitikblog spricht sie über den Vereinbarkeits­konflikt zwischen Erwerbs­arbeit und Pflege und welche Maß­nahmen Pflegende in Zukunft unterstützen können.
weiterlesen
Ein Schriftzug in weißem Neonlicht mit dem Titel "Enjoy today" leuchtet in weiß vor einem dunklen Hintergrund.
Alexandra Manske, 21.09.2023
Und ewig grüßt das Murmeltier? Die Reform der Altersabsicherung von Selbstständigen
Viele Selbstständige sorgen nicht für das Alter vor. Die Ampel-Koalition plant, mehr von ihnen zur Einzahlung in die Rentenversicherung zu verpflichten. Ob das Reformvorhaben Potential hat, die Altersvorsorge für Selbstständige zu verbessern, analysiert Dr. habil. Alexandra Manske von der Universität Hamburg.
weiterlesen
Ein Löwenjunges brüllt. Foto: iStock | xp33gt
sozialpolitikblog-Gespräch 07.09.2023
„Die Generation Z revolutioniert die Arbeitswelt nicht“
Faul und fordernd – so wird die junge Generation und ihre Haltung zur Arbeit häufig beschrieben. Diese Zuschreibungen lassen sich nicht wissenschaftlich belegen, sagt Prof. Dr. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Was die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt verändert und vor welchen Herausforderungen sie steht, erläutert er im Gespräch mit sozialpolitikblog.
weiterlesen
Drei Personen hängen in Schutzkleidern an Seilen an einem gläsernen Hochhaus und putzen die Fenster.
Frederic Hüttenhoff, 20.07.2023
Die Mindestlohnerhöhung hilft den Betroffenen nicht
Die letzte Anpassung des Mindest­lohns fiel mit 82 Cent gering aus. Einen angemessenen Mindest­schutz für Beschäftigte bietet der Mindest­lohn bis heute nicht. Eine neue EU-Richtlinie könnte für erneute Dynamik sorgen, schreibt Frederic Hüttenhoff vom IAQ.
weiterlesen
Eine Transformation von Papierfaltern bestehend aus einem Papierknäuel, einem Papierboot, einem Papierschwan und einem Papiervogel in Grautönen.
Michaela Evans, Daniela Böhringer, 13.07.2023
Die doppelte Transformation und soziale Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt
Wie wirkt sich das Zusammenspiel von digitaler und ökologischer Transformation auf die soziale Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt aus? Michaela Evans (Mitglied im Rat der Arbeitswelt) und Daniela Böhringer (Geschäftsstelle des Rats der Arbeitswelt) befassen sich mit dieser Frage.
weiterlesen
Aus einem Laptopbildschirm kommt eine Roboterhand, die eine digitale blaue Kugel berührt. Auf die Tastatur des Laptops tippen zwei Hände.
Tanja Klenk, 25.05.2023
Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt – Denkpause oder Tempo machen?
Welche Regeln braucht eine Arbeitswelt 4.0, die ganz wesentlich durch den Einsatz künstlicher Intelligenz geprägt sein wird? Mit dieser Frage befasst sich die Politik sowohl auf supra- wie auch auf nationaler Ebene seit langem, ohne jedoch bisher zu substantiellen Regelungen gelangt zu sein.
weiterlesen
Ein älterer Arbeiter mit Schutzkleidung und gelbem Schutzhelm arbeitet an einer Metallschneidemaschine in einer Halle.
Oliver Stettes, 13.04.2023
Wegfall der Hinzuverdienst­grenzen
Wer das gesetzliche Renten­eintritts­alter erreicht, kann seit dem 1. Januar 2023 ein Erwerbs­einkommen in unbegrenzter Höhe beziehen. Welchen Beitrag kann der Wegfall der Hinzuverdienst­grenzen auch bei frühzeitigem Renten­bezug zur Fachkräfte­sicherung leisten? Dieser zentralen Frage geht der Blogbeitrag nach.
weiterlesen
Auf einer Glasscheibe hängt ein Schild mit der Aufschrift "Fachkräfte gesucht". Es spiegeln sich Häuser im Hintergrund in der Scheibe.
Ruth Abramowski, Jennie Auffenberg, Karin Gottschall, 23.02.2023
Neubelebung der Sozialpartnerschaft aufgrund des Fachkräftemangels?
Lange Zeit war die Sozialpartnerschaft gerade in den stark wachsenden Bereichen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und der Langzeitpflege wenig ausgeprägt. Nun aber scheinen sich die Machtverhältnisse zugunsten der Arbeitnehmer*innen zu verändern – insbesondere durch einen gravierenden Fachkräftemangel. Die Sozialpartnerschaft als enge Zusammenarbeit von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen hat wieder eine Chance.
weiterlesen
Ein Pfleger mit Kittel, Haarhaube und Maske sitzt in einem dunklen Raum und schaut nach unten. Licht scheint auf ihn.
Heinz Rothgang, Thomas Kalwitzki, 15.12.2022
Mehr Reformbedarf als zuvor? – Pflegepolitische Zwischenbilanz der Ampel-Koalition
Im November 2021 wurde der Koalitionsvertrag der Ampel veröffentlicht, der Veränderungen in der Pflege ankündigte. Wie es ein Jahr später wirklich aussieht, wird in diesem Beitrag diskutiert.
weiterlesen
Ein großes rotes A. Rechts daneben steht in schwarzer Schrift: "Arbeitnehmerkammer Bremen".
Julia Gantenberg, Andreas Klee, Hendrik Schröder, 24.11.2022
100 Jahre Arbeitnehmerkammer Bremen
Arbeitnehmerkammern sind eine sozialpolitische Rarität. Es gibt sie nur in Luxemburg und Österreich sowie in den deutschen Bundesländern Saarland und Bremen. Vor 100 Jahren konnten in Bremen Arbeitnehmerkammern ihre Arbeit aufnehmen.
weiterlesen
Unzählige Kärtchen mit der Aufschrift "Option" in verschiedenen Variationen bilden einen Kreislauf.
Julia Bringmann, 28.07.2022
„Atmende Lebensläufe“ – mehr Zeit zum richtigen Zeitpunkt
Weg von der männlich konnotierten Norm des dreigeteilten Lebenslaufs ohne Erwerbsunterbrechungen hin zu einer selbstbestimmten und sozialverträglichen Gestaltung des Berufslebens: es gibt gute Gründe für einen Paradigmenwechsel in der Sozialpolitik. Was würde es brauchen, zeitlich und finanziell, um das für alle Bürger*innen möglich zu machen?
weiterlesen
Ein zerkratzter Sticker mit der Aufschrift "Arbeit, Angst, Konsum" klebt an einer Laterne. Das Foto ist Schwarzweiß.
Werner Eichhorst, 09.06.2022
Befristung, Teilzeitarbeit und Minijobs – Wird atypische Beschäftigung das neue Normal?
Auf Europas Arbeitsmärkten herrscht die Vielfalt: In den letzten drei oder vier Jahrzehnten haben sich die unterschiedlichsten Erwerbsformen etabliert. Je nach Land haben sich die verschiedensten Vertragstypen entwickelt und an Gewicht gewonnen.
weiterlesen
Drei Schraubgläser sind mit Cent-Stücken gefüllt.
Simone Scherger, 02.06.2022
Mind the gap – die geschlechtsbezogene Rentenlücke: Ursachen und politische Maßnahmen
Zwischen den Renten von Frauen und Männern klafft eine deutliche Lücke. Im Jahr 2019 erhielten westdeutsche Frauen über alle Säulen der Altersabsicherung (gesetzlich, betrieblich, privat) hinweg 55 Prozent weniger Renteneinkommen als westdeutsche Männer, in Ostdeutschland betrug diese Lücke nur 23 Prozent.
weiterlesen
Ein rotes Graffiti an einer hellen Wand zeigt den Schriftzug "Streik!" und eine erhobene Faust.
Eva Kocher, 02.06.2022
Das Streikrecht auf der Suche nach einer neuen Wirklichkeit
Deutschland ist ein streikarmes Land. Und trotzdem wird das deutsche Arbeits- und Wirtschaftssystem ganz wesentlich durch die Potenzialität des Streiks und damit durch das Arbeitskampfrecht mitkonstituiert. Das Streikrecht bestimmt nicht nur wesentliche Funktionsbedingungen eines funktionierenden Tarifvertragssystems.
weiterlesen