Forschungsfeld 4: Lebensläufe und Sozialpolitik – Wechselwirkungen und Gestaltung
Forschungsinteresse
Sozialpolitik und sozialpolitische Regelungen stellen eine wesentliche Quelle der gesellschaftlichen Prägung von Lebensläufen dar. Sozialpolitische Regelungen strukturieren individuelle Lebensläufe zeitlich, bearbeiten im Lebenslauf auftretende allgemeine und marktbezogene Risiken und beinhalten normative Modelle von ‚guten‘ bzw. ‚normalen‘ Lebensläufen und -formen.
Auf individueller Ebene stellen Veränderungsdynamiken von Lebenslaufstrukturen traditionelle Arrangements sozialer Sicherung vor Herausforderungen. Hierzu zählen Veränderungen in der Arbeitswelt, räumliche und soziale Mobilität über den Lebenslauf, Veränderungen in der Lebenserwartung sowie im Bereich von Partnerschaften, Familien, privaten Beziehungen und Netzwerken.
Zudem stoßen sozialpolitische Regelungen selbst Veränderungen an, z. B. die Verlängerung von Erwerbskarrieren durch das steigende gesetzliche Renteneintrittsalter oder die zunehmende Privatisierung und Vermarktlichung sozialer Absicherung. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsfeld 4 Fragestellungen in drei Themenfeldern, nämlich:
- Erbringung und Absicherung von Sorgearbeiten im Lebenslauf
- Normative Bezugsmodelle von Lebensläufen und Lebensformen in sozialpolitischen Regelungen und
- Soziale Dienstleistungen, ihre Erbringung und ihre Wirkungen im Lebenslauf
Forschungsfragen
Themenfeld 1:
- Wie sind Verantwortungszuschreibungen für Sorgearbeit subjektiv verankert
und welche strukturellen Auswirkungen hat dies im familialen, aber auch im professionellen Kontext? - Welche Modelle existieren, die die Umverteilung von Sorgearbeiten auf mehr Schultern und eine kollektivere
Verantwortung ermöglichen könnten?
Themenfeld 2:
- Auf welche normativen Vorstellungen von Lebensläufen und Lebensformen beziehen sich sozialpolitische
Maßnahmen? - Inwiefern verändern sich normative und legitimatorische Maßstäbe von Sozialpolitik in Abhängigkeit
von veränderten Lebenslaufmustern?
Themenfeld 3:
- Welche unterschiedlichen Wirkungen haben soziale Dienstleistungen langfristig auf die Lebensläufe der
Personen, die sie in Anspruch nehmen und wie lassen sich diese Wirkungen messen? - Wie wird soziale Dienstleistungsarbeit sozialstaatlich gestaltet und wie wirkt sich diese Gestaltung auf die
in diesem Sektor Beschäftigten und ihre Lebensläufe aus?
Aktuelles Kernteam
Koordinatorin: Miriam Laschinski (DIFIS, Universität Bremen)
Fellows:
Prof. Dr. Dirk Hofäcker (Universität Duisburg-Essen)
Prof. Dr. Katja Möhring (Universität Bamberg)
Prof. Dr. Simone Scherger (Universität Bremen)
Weitere Kernteam-Mitglieder:
Dr. Ruth Abramowski (Universität Bremen)
Dr. Thurid Eggers (Universität Bremen)
Prof. Dr. Karin Gottschall (Universität Bremen)
Dr. Christopher Grages (Universität Bremen)
Darüber hinaus arbeitet das Feld mit weiteren Assoziierten aus Wissenschaft, Politik und Praxis zusammen.
Aktivitäten
Veranstaltungen
- 24.-26.03.2025: Gemeinsame Tagung der DGS-Sektionen “Sozialpolitik” und “Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse” in Kooperation mit Forschungsfeld 4 des DIFIS in Bamberg. Call for papers
- 19.-20.02.2025: PhD Workshop “Diversity within and between life courses: Potentials and challenges for social policy” von ESPAnet Germany in Kooperation mit Forschungsfeld 4 des DIFIS in Bremen. Call for papers
- 06.-07.02.2025: Workshop „Lebenslauffolgen der professionellen Erbringung von Care-Arbeit“ durch Dr. Ruth Abramowski und Miriam Laschinski in Bremen. Infos und zur Anmeldung
- 17.07.2024: Brown-Bag-Runde (digital): "Beschäftigungsunsicherheit junger Erwachsener und Konsequenzen für die Alterssicherung" durch Prof. Dr. Dirk Hofäcker, Dr. Kati Kuitto und Miriam Laschinski. Veranstaltungsbericht.
- 15.03.2024: DIFIS-Expert*innenworkshop: „4-Tage-Woche - Eine Lösung für alle?" durch Prof. Dr. Karin Gottschall,Dr. Ruth Abramowski und Miriam Laschinski in Kooperation mit Forschungsfeld 2 in Bremen. Veranstaltungsbericht.
- 12.01.2024: Follow-up FIS-Forum (digital): Vernetzungstreffen für weitere Zusammenarbeit, durch Prof. Dr. Dirk Hofäcker und Miriam Laschinski
- 04.10.2023: DIFIS Hot Topic (digital): „Elterngeld im Spannungsfeld von Gleichstellungs- und Ungleichheitspolitik" durch Prof. Dr. Simone Scherger und Miriam Laschinski. Veranstaltungsbericht.
- 30.11.2022: DIFIS-Transferworkshop (digital): „Revitalisierung der Sozialpartnerschaft durch Fachkräftemangel?
- "Aktuelle Dynamiken der Arbeitsbeziehungen in der frühkindlichen Erziehung und Langzeitpflege“ durch Dr. Ruth Abramowski, Prof. Dr. Karin Gottschall und Dr. Jennie Auffenberg (Arbeitnehmerkammer Bremen)
Publikationen
- In Planung: Sammelband in der „Schriftenreihe des Deutschen Instituts für Interdisziplinäre Sozialpolitik-forschung (DIFIS) im Campus-Verlag mit dem Arbeitstitel: Alter, Kohorten und familiale Generationen in der Sozialpolitik. Perspektiven auf Erwerbsarbeit, Sorgearbeit und Wohnen, 2026.
- In Planung: DIFIS-Impuls zum Arbeitstitel „Partizipative Methoden in der Sozialpolitik“, 2025.
- Im Erscheinen: DIFIS-Impuls zum Arbeitstitel „Mixed-Methods in der Sozialpolitik“, 2024.
- Im Erscheinen: DIFIS-Expertise zum Arbeitstitel: „Neue Arbeitszeitmodelle aus Perspektive einer lebenslauforientierten Sozialpolitik“, 2024.
- In Planung: DIFIS-Impuls und DIFIS-Blogbeitrag zur Brown-Bag-Runde „Beschäftigungsunsicherheit junger Erwachsener und Konsequenzen für die Alterssicherung“, 2024.
- In Planung: DIFIS-Blogbeitrag zum Arbeitstitel „Mindestbeitragsniveau in der GRV“, 2024.
- Vogl, S., 2024: Potenziale und Grenzen sozialwissenschaftlicher Methoden zur Erforschung der Wirkung sozialpolitischerRegelungen auf Lebensverläufe. DIFIS-Studie 2024/2.
- Laschinski, M., J. Hahs & M. Buchner, 2024: 4-Tage-Woche: Eine Lösung für alle? DIFIS-Impuls 2024/7.
- Frericks, P. & J. Höppner, 2024: Ungleiche Umverteilung: Familien im Vergleich.
- Vogl. S., 2024: Multiperspektivische und multimethodische Forschungsdesigns zur Untersuchung der (Aus)wirkungen sozialpolitischer Regelungen auf Lebensläufe. DIFIS-Impuls 2024/4.
- Windscheid-Profeta, E., 2024: Wie die 4-Tage-Woche gelingt.
- Reifenscheid, M., K. Möhring & S. Hamdorf, 2024: Auf dem Weg zu einem neuen Arbeitszeitparadigma? Einstellungenin der Bevölkerung zu Gewerkschaftsforderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung. DIFIS-Impuls 2024/1.
- Zagel, H., 2023: (Keine) Kinder kriegen: Wie Staaten Reproduktion regulieren.
- Ritter, J., 2023: Interview mit Ulrike Ehrlich: „Die Lebenswirklichkeit pflegender Angehöriger ernst nehmen“.
- Peukert, A., 2023: Die Kürzung des Elterngelds betrifft wenige und empört viele.
- Menke, K., 2023: Intersektionale Sozialpolitik? Eine überfällige Perspektiverweiterung.
- Manske, A., 2023: Und ewig grüßt das Murmeltier? Die Reform der Altersabsicherung von Selbstständigen.
- Abramowski, R., J. Auffenberg & K. Gottschall, 2023: Neubelebung der Sozialpartnerschaft aufgrund des Fachkräftemangels?
- Bringmann, J., 2022: Das Modell für selbstbestimmte Optionszeiten im Erwerbsverlauf. Eine Bestandsaufnahme mit Blick nach vorne. DIFIS-Studie 2022/1.
- Scherger, S., 2022: Mind the gap – die geschlechtsbezogene Rentenlücke: Ursachen und politische Maßnahmen.
Lebenslaufgestaltung
Wie können selbstbestimmte Lebensläufe im Spannungsfeld von Sorge-, Erwerbsarbeit und lebenslangem Lernen ermöglicht werden?
Miriam Laschinski, M.A., Forschungsfeldkoordinatorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (DIFIS) und am
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen.
Außerdem Gastwissenschaftlerin im FB Sozialökonomie der Universität Hamburg an der Professur für Soziologie des sozialen Wandels.
Forschungsschwerpunkte: Demographischer Wandel (Alternde Gesellschaften), Intergenerationale Beziehungen, Altersarmut, Quantitative Methoden
Dr. Ruth Abramowski, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post Doc) in der Arbeitsgruppe Arbeit, Wohlfahrtsstaat und Gender am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen
Forschungsschwerpunkte: Gender und Arbeit, Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Europäisch vergleichende Sozialstrukturanalyse, Familiensoziologie, Soziale Ungleichheiten und Well-being
Dr. Thurid Eggers, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post Doc) in der Arbeitsgruppe Lebenslauforientierte Sozialpolitik am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen Forschungsschwerpunkte: Aktive Sozialbürgerschaft, Care-Arbeit, Familien- und Pflegepolitik, international vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Kultur und institutioneller Wandel; Soziale Ungleichheit
Prof. Dr. Dirk Hofäcker, Professor für Methoden der quantitativen Sozialforschung an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen
Forschungsschwerpunkte: Quantitative Forschungsmethoden und international vergleichende Wohlfahrtsstaats- und Arbeitsmarktforschung, Lebenslaufforschung, Rente und Ruhestand, Sparverhalten, Erwerbsarbeit
Prof. Dr. Karin Gottschall, Professorin der Soziologie (pens.) und Leiterin der Arbeitsgruppe Arbeit, Wohlfahrtsstaat und Gender am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen
Forschungsschwerpunkte: Strukturwandel von Erwerbsarbeit und Lebensformen, Staat als Arbeitgeber, Sozialstaatsreformen in den Bereichen Erziehung, Bildung und Pflegedienstleistungen
Dr. Christopher Grages, Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Post Doc) in der Arbeitsgruppe Vergleichende Gesellschaftsforschung am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen
Forschungsschwerpunkte: Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Pflege- und Familienpolitik, Altersarmut, Vermarktlichung von sozialen Dienstleistungen, Institutioneller Wandel und Neo-Institutionalismus, Arbeitsmärkte, Ausbildungssysteme und Politische Ökonomie
Prof. Dr. Katja Möhring, Professorin für Soziologie, insbesondere Familie und Arbeit, an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Forschungsschwerpunkte: Lebenslaufsoziologie, insbes. Arbeit und Familie,
Alter und Rente,
Geschlechterungleichheit
und Einstellungen, Vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Mehrebenen- und Panelanalysen
Prof. Dr. Simone Scherger, Professorin der Soziologie und Leiterin der Arbeitsgruppe Lebenslauforientierte Sozialpolitik am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen
Forschungsschwerpunkte: Lebenslauf, Sozialpolitik, Alter und Altern, Erwerbsarbeit, Generationen und soziale Ungleichheit
Bildnachweis: WFB Bremen/Jonas Ginter